1888, Briefe 969–1231a
1149. An Constantin Georg Naumann in Leipzig
Turin, den 19. Nov. 1888
Geehrter Herr Verleger,
Ihnen zu Dank für Ihren Brief verpflichtet, beeile ich mich, meine Entschließungen mitzutheilen.
Die Probe-Seite gefällt mir nicht. Ich finde die Seite der zwei letzten Schriften, mit dem Strich, nicht nur bei weitem eleganter, sondern auch leichter lesbar. Der Satz wird durch die breiteren Spatien für das Auge schwer überschaubar: und darin vor Allem liegt eine Gefahr für das Verstandenwerden. Bleiben wir also bei der Seite der Götzen-Dämmerung, bleiben wir auch beim Strich. —
Ein zweiter Punkt, über den <ich> zu Ihnen reden will, wie ich vor mir rede, ist die Frage der Ausstattung resp. Papier. In der Voraussicht einer vielleicht sogar excessiven Berühmtheit meines Namens für eine nicht allzulange Zeit bin ich mir selber einige Respekts-Rücksichten schuldig, bei denen materielle Erwägungen nicht in Betracht kommen dürfen. Mein Wille ist also, daß wir dasselbe Papier auch für „Ecce homo“ festhalten — daß wir aber, so wohl für Götzen-Dämmerung als für die neue Schrift die gleichen Preise festhalten wie für den „Fall Wagner“. —
Später — wer weiß? werden wir einmal auch Geld verdienen: ich wage nicht anzudeuten, in welchem Maaße die Umwerthung gelesen werden wird. Einstweilen liegt Alles daran, daß man sich ein Jahr zum Mindesten überall mit mir beschäftigt.
Die neue Schrift enthält über jede meiner früheren Schriften ein eigenes Capitel, das den Titel der einzelnen Schrift zur Überschrift hat. Damit erledigt sich, wie ich glaube, Ihr Vorschlag: dem auch das widerspricht, daß es keine mittheilenswerthen Recensionen giebt. Es ist Alles jammervolles Zeug, ohne Ausnahme. —
Herrn Dr. Fuchs bitte ich „Jenseits“ und „Genealogie der Moral“ zu senden, mitsammt die Adresse des Herrn Köselitz. — Was man über den „Fall Wagner“ schreibt, will ich nicht sehn. —
Wenn Sie im Stande sind, den Druck sofort und mit Eifer beginnen zu lassen, so werde ich Grund haben, Ihnen dankbar zu sein
Ihr ergebenster
Prof. Dr. Nietzsche
Torino, via Carlo Alberto 6, III
Von der Götzen-Dämmerung bitte ich mir die ersten 4 Exemplare aus. Gesetzt, daß Sie noch sich Zeit nehmen bis zur Buchbinder-Arbeit, so könnten Sie nur die Aushängebogen des Buchs schicken. —
Herr Spitteler ist mit Feuer für mich im „Bund“ eingetreten. — Die Paar Worte, die er bei dieser Gelegenheit über mich überhaupt sagt, sind bei weitem das Beste, was bisher öffentlich gesagt worden ist.