1886, Briefe 655–784
760. An Franziska Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Ruta, 10. Oktober 1886>
Meine liebe Mutter, mit herzlichem Danke Deinen Brief endlich erhalten; er war in Genua auf der Post, also von Sils mir nachgeschickt. Willst Du mir jetzt schreiben, so adressire: Nizza (France) poste restante. Aber nichts senden! Für die gütige Intention der Sandtorte bedanke ich mich schönstens, ebenfalls über die Nachricht von jenem theologischen Gedichte. Inzwischen gieng es nicht zum Besten; ich war der letzte Vogel, der aus Sils davonflog. Hier an der Küste war es freilich sehr warm; aber auf Bergrücken zwischen 2 Meeren wandelnd, viel im Schatten liegend, auch große Feuer zum Vergnügen anzündend, habe ich’s ausgehalten. Das Schlimmste war die abscheuliche Ernährung — und, daß ich nicht allein war! Herr L<anzky> (der mir die Einsamkeit nimmt, ohne mir die Gesellschaft zu geben), geht aber glücklicher Weise nicht mit nach Nizza. So viel ist erreicht. — Herrlicher Brief des Prof. Jakob Burckhardt über mein „gefährliches Buch“ wie es die Zeitungen nennen. In Liebe Dein alter Sohn.
F.