1886, Briefe 655–784
682. An Hermann Credner in Leipzig (Entwurf)
<Nizza, Ende März 1886>
Hiermit erlaube ich mir Ihnen den Anfang und den Schluß des neuen Buchs vorzulegen (eine Art Widmungs-Gedicht und ein Ausklang des Ganzen), hoffentlich mit dem Ergebniß, daß Sie einigen weiteren Mittheilungen und Vorschlägen, die ich zu machen habe, ein um so geneigteres Ohr schenken.
Das Buch ist als „Fortsetzung“ oder „neue Folge“ der „Morgenröthe“ unmöglich auszugeben: davon habe ich mich während der Abschrift überzeugt. Es ist dazu viel zu fundamental (auch im Ton abweichend): ich kann es jetzt nicht anders und besser betiteln als so:
So, wie ich jetzt das ganze Material geordnet habe, beginnt das Buch mit jenem Hymnus „an den Mistral“: darauf folgt eine lange Einleitung, welche die Züge der Philosophie der Zukunft, deren Heraufkommen ich voraussage, darzustellen unternimmt.
Darauf
Erster Theil: Buch der Loslösung
Zweiter Teil: Buch der Heimlichkeit (mit eingestreuten Versen und Epigrammen)
Dritter Theil: Buch der Höhe
zum Schluß das mitgesandte Lied „oh Lebensmittag“.
Der Umfang ist bedeutend geringer als der der „Morgenröthe“: schon aus diesem Grunde aber verbietet es sich, das neue Buch als eine Art Fortsetzung herauszugeben. Ich bilde mir ein, daß es Ihnen erwünscht ist, auf diese Weise das Buch nicht an eines meiner früheren Werke angekettet zu wissen. — Nach meiner Berechnung wird es den Umfang von der „fr<öhlichen> W<issenschaft>“ haben: welche ich mir gestatte, Ihnen meinerseits zu präsentiren.
Ein Punkt, in Betreff dessen ich schlechterdings um Ihr Entgegenkommen und Ihr Nachgeben bitten muß ist die Form- und Formatfrage des Buchs.
Gesetzt, es giebt später einmal größere und umfänglichere Sachen von mir, deren Herausgabe zwischen uns vereinbart würde, so will ich von vornherein versprechen darin meinerseits ein „Nachgeben“ — aber dies Mal muß das neue Buch vollständig gleich meiner ganzen bisherigen Litteratur erscheinen: es ist dies eine Schicklichkeits- und Etiquettenfrage, bei der der Werth gerade dieses Buches entscheidet.
Man hat sich außerdem an eine bestimmte Form und Ausstattung meiner Bücher gewöhnt: sie gehört jetzt mit zu dem Typus der in ihr repräsentirten Denkungsweise. Vergeben Sie mir, daß ich zu Gunsten des neuen, so entscheidenden Buches unbedingt die alte Form mir ausbitte.
In Betreff des Honorars war meine Vereinbarung mit Herrn Schm<eitzner> die, daß eine Auflage von 1000 Ex. als Norm genommen würde: und daß in Betreff späterer Auflagen nichts voraus festgesetzt werde.
Es sind Bedingungen, auf welche hin man sich mit mir in Verbindung gesetzt hat als ich c. 24 Jahr alt war; jetzt, wo ich im 42ten bin, möchte ich es, wenn nicht besser, so doch nicht anders haben, als ich es damals gehabt habe. (Sehr menschlich wie mich dünkt —)
Meine Hoffnung ist, falls die Augen es erlauben, ungefähr in 2-3 Wochen die Abschrift abzuschließen. Bis dahin habe ich vielleicht ein Wort von Ihnen in den Händen, welches mich in Betreff meiner heutigen Bitte beruhigt. (Denn ich bin sehr beunruhigt)