1887, Briefe 785–968
896. An Franziska Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Sils-Maria, 25. August 1887>
Dein Brief, einen Tag später als die Schachtel, traf mich tief eingeschneit, im besten Januarwetter, das Zimmer sehr kalt. Seitdem hat es sich verbessert; zwar ist es immer noch sehr frisch (c. 4 Grad morgens), denn die Berge sind wie Zuckerhüte, aber der Himmel herrlich hell und die Luft trocken. Schönsten Dank für die Torte, die einen feinen und reinen Geschmack hatte! Die Strümpfe scheinen mir besonders gut zu thun, sie sind warm und von guter Wolle. Etwas ganz Komisches: stelle Dir vor, meine liebe Mutter, der Cacao schmeckt täuschend wie Thee, und wenn es nicht drauf stünde, was es ist, so würde ich’s nimmermehr glauben. Ich habe mir jetzt aus der Schweiz Schinkenwurst kommen lassen, ganz gut, das Pfund 12 Groschen 8 Pfennige: ist das auch Euer Preis? — Die Berufung des Prof. Dr. Krause an die oberste geistliche Stelle in ganz Weimar kann natürlich nur von oberster Stelle, dem Staatsministerium (Goethe) ausgegangen sein; G<oethe> spricht mehrere Mal von ihm (kränklich, mit einem weichlichen Geschmack in Litteratur; übrigens war er einer der bekanntesten Rationalisten jener Zeit, er liebte es, Schillersche Worte als Text zu seinen Predigten zu nehmen.) 1778 ist unantastbar; es handelt sich ja nur um das Tagebuch Goethes von diesem Jahr. Krause’s ächte Weimaraner: nie daran gezweifelt. — Meine Musik, Orchester-Partitur (nicht Klavier) noch nicht erschienen.
Dein F.