1875, Briefe 412–495
484. An Ernst Schmeitzner in Schloßchemnitz
<Basel, September 1875>
Geehrtester Herr
damit Sie sehen, wie ich Ihrer eingedenk bin und Ihnen für Ihren guten Brief meinen Dank ausdrücken möchte, so schreibe ich Ihnen heute, was ich bis jetzt auf indisch-chinesischem Gebiete in Erfahrung ziehen konnte. Sehr befähigt zu Original-Übersetzungen aus dem Sanscrit, also speziell zur Verdeutschung wichtiger und interessanter buddhistischer Schriften soll sein
Herr Dr. phil. Eduard Müller, in Basel, St. Alban-Vorstadt 16.
Ebenso Dr. phil. Lefmann Privatdocent in Heidelberg (der jetzt die Lalita Vistara übersetzt, etwas sehr Schönes!) ob er schon einen Verleger dafür hat? — aber dies ist ein Jude und soll manches gegen sich haben.
Für Chinesisch ist ganz ausgezeichnet als Übersetzer der Professor Dr. Schott in Berlin, Mitglied der Akademie. —
Hoffentlich ist Ihre Atropinkur zu Ihrer Befriedigung ausgefallen; ich habe dieselbe Kur durchgemacht, als ich die Schrift über Strauss schrieb oder vielmehr diktirte; denn ich durfte damals gar nicht lesen und schreiben.
Mein Befinden ist besser. Vielleicht kann ich Ihnen in nicht allzu langer Zeit etwas anbieten.
Wünschen Sie mir Gesundheit und heitere Herbsttage, so soll schon etwas fertig werden, worüber Sie sich ein wenig freuen werden. Aber versprechen kann und mag ich nichts.
Ergebenst der Ihrige
Dr F Nietzsche.