1885, Briefe 568–654
640. An Franziska Nietzsche in Schkortleben bei Weissenfeis (Postkarte)
<Leipzig, 30. Oktober 1885>
Meine liebe Mutter, bitte komm Sonntag den ersten November zu mir; Nachmittags gegen 6 Uhr ist meine Abreise von hier, da haben wir schöne Zeit mit einander, vorausgesetzt, daß Du die Güte hast, 10 Uhr 56 Vormittags hier einzutreffen. Natürlich werde ich am Bahnhofe sein. — Stelle Dir vor, daß ich vorigen Dienstag, gerade während Förster’s bei Dir waren, in Naumburg vorsprach. Doch habe ich die Zeit bis Abends 8, wo sie kamen, gut benutzt und Besuche gemacht (bei Försters Alwinchen, bei dem Referendar Schenk, bei dem Banquier Kürbitz und bei der alten Räthin Pinder) Das Wetter wurde so abscheulich, daß ich es nicht wagte, Dich und meine lieben Anverwandten für den nächsten Tag zum Rendezvous in Corbetha einzuladen: was anfänglich meine Absicht war. Hier bin ich jetzt mit dem Geschäftlichen ziemlich zu Ende — und mit dieser ganzen nordischen Reise nachgerade nicht unzufrieden.
Von Herzen Dein
F.