1872, Briefe 183–286
231. An Carl von Gersdorff in Berlin
<Basel,> 24 Juni <1872>
Dein Brief, mein lieber Freund, ist immer noch eher in meine Hände gekommen als die Nord. Allgem. mit ihrer Sonntagsfreude. Ich danke Dir von Herzen für die mir bewiesene warme Theilnahme und Liebe: die ganze Angelegenheit ist ja allmählich aus einer Schande eine Ehre geworden, und Niemand dürfte zufriedner sein als der gute Fritzsch. Wenn nun noch Rohde als philologischer Würgeengel sich des „Wilamowitzschen Wisches“ gegen „Fritz Nietzschens Fritzsch-Witz“ annimmt (— zur Übung im Sprechen anempfohlen! —) so werden wir heil und gesund, ja mit Blumen und Bändern geschmückt, den Kampfplatz verlassen. Heute ist gerade:
„Johannistag, Johannistag!
Blumen und Bänder, so viel man mag!
Mein lieber Freund, ich melde Dir hiermit feierlich, daß ich zur Aufführung des Tristan nach München kommen werde! Also sehen wir uns wieder, es ist herrlich! Nur daß ich gar nichts weiß, wann die Generalprobe, wann die erste Aufführung ist. Das musik. Wochenblatt sagt, am 28 werde der Tristan aufgeführt.
Ich will gleich an Bülow telegraphieren.
In Eile und Treue
immer der
Deine.
F N