1884, Briefe 479–567
553. An Franz Overbeck in Basel
<Zürich, 6. November 1884>
Mein lieber Freund,
ich vergaß in meinem letzten Schreibebrief Dich zu bitten, das Schmeitzner’sche Dokument an die Adresse meiner Mutter zu befördern. Inzwischen habe ich begriffen, daß ich meine Schriften so schnell als möglich von Schmeitzner erlösen muß, dh. daß er gezwungen werden muß, dieselben jetzt zu verkaufen. (Denn ich habe, kurz gesagt, noch bei Lebzeiten Jünger nöthig: und wenn meine bisherigen Bücher nicht als Angelruthen wirken, so haben sie „ihren Beruf verfehlt.“ Das Beste und Wesentliche läßt sich nur von Mensch zu Mensch mittheilen, es kann und soll nicht „public“ sein.)
Morgen Abend (also Freitag) Abreise nach Mentone. Meine Adresse ist vorläufig: Pension des Etrangers.
Aufenthalt hier wohlgerathen, wirkliche „Ferien,“ Hauptschubfach meiner Gedanken verschlossen, Vielerlei gelernt, Vielerlei Liebes und Herzliches erfahren — und voller Dankbarkeit, auch gegen Dich, mein alter lieber Overbeck!
Dein F N.