1884, Briefe 479–567
540. An Franz Overbeck in München
4 Oktober 1884 Zürich.
Lieber alter Freund,
ich bin seit einer Woche hier in Zürich (Pension Neptun) zum Zwecke einer Zusammenkunft mit meiner Schwester — und bis jetzt ist viel guter Sonnenschein in uns und über uns gewesen. Im ganzen Jahre, seitdem ich Nizza verlassen, ist es mir auch leiblich nicht so wohl gegangen, wie hier. Ich bleibe noch einige Zeit und ersuche Dich, das Geld (1000 frcs.) nicht nach Nizza, sondern hierher abzusenden (Pension Neptun, recommandirter Brief, wenn ich bitten darf)
Man muß hübsch Viel begraben, um hübsch Viel noch leben zu können — da man letzteres nun einmal muß.
Dein Freund Nietzsche
Herzlich Glück zur Rückkehr und zum Winter-Halbjahr wünschend. — Nizza-haftes Sonnen-Himmel-Wetter! (— Meine Schwester ist ein Pracht-Thierchen; nächstes Jahr werde ich sie wohl auf die bewußte „überseeische“ Manier für lange verlieren.
(— Schmeitzner will „mich“ für 20 000 Mark verkaufen, aber findet Niemanden, der zu „mir“ Muth genug hat. Dies Beides privatissime