1874, Briefe 339–411
406. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel, 13. Dezember 1874>Sonntag.
Meine liebe Mutter und Schwester
da ich auf meinen letzten Brief keine Antwort erhalte, nehme ich beinahe an, dass er gar nicht angekommen ist; zu Weihnachtszeiten nichts Ungewöhnliches. Oder, falls er angekommen ist, so habt Ihr Euch vielleicht gewundert, dass ich nun doch noch zu Weihnachten kommen will, vielleicht passt es Euch jetzt nicht und Ihr habt irgend welche anderen Beschlüsse gefasst. Kurz, sagt es mir nur, wenn es diesmal nicht gut geht, dass ich komme. Macht Euch ja keine Bedenken, mir ein einfaches Nein! zu schreiben. Aber bitte, schreibt bald.
Gestern Abend war ich bei Siebers; es geht recht gut, alles war guter Dinge, man grüsst Dich liebe Lisbeth.
Traurige Neuigkeit! Grosser Bankerott von Burckhardt-Schrickel. Ebenfalls von Heussler und Comp. (Du erinnerst Dich aus den Drei Königen), dann ebenfalls von Bischoff. Es steht mit allen Seidenfabrikanten schlimm.
Heute Mittag bin ich mit Overbeck bei Bachofens.
Gestern schickte Rohde ein Kästchen mit Kieler Sprotten.
Sagt mir doch, was ich Euch noch aus Basel mitbringen könnte.
Ich würde Mittwoch Nachmittag in Naumburg vor dem Feste ankommen — wenn es überhaupt angeht.
Nun verzeiht die Eile meines Briefs und seid herzlich gegrüsst
von Eurem Fritz.
Tod und Begräbniss des alten Herrn Reisch wird Euch gemeldet sein. — Viele Grüsse von Bätely Burckhardt.