1869, Briefe 1–633
48. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel, um den 20. Dezember 1869>
Schönsten Gruß zuvor!
Heute nur eine kurze Antwort auf Eure angenehmen Briefe und einige Bemerkungen wegen des bevorstehenden Weihnachten. Mit allen gegebenen Notizen bin ich einverstanden; ich denke mein bescheidnes Kistchen so zu schicken, daß es am Freitag Abend spätestens bei Euch ist, bitte aber, daß es, falls es früher kommen sollte, doch nicht eher eröffnet wird. Ich selbst nun reise am Freitag früh, wo meine Ferien beginnen, nach Tribschen ab; wo man mich, nach Richards Ausdruck mit „Jubel“ erwartet. Auch ist eine Stube für mich neu eingerichtet worden, mit Bibliothek usw, die neu getaufte „Denkstube“. Was haben wir für schöne Vorbereitungen für die Kinder gemacht! Und wie nützlich und praktisch (!) bin ich in meinen Besorgungen gewesen, so daß ich sogar neulich weißen Tüll mit Goldsternen, für das Christkindchen aus Paris verschrieben habe!
Da hört doch alles auf!
— Beiläufig: würdet Ihr es passend finden, daß ich Brockhausens einen Gratulationsbrief schicke? Ich möchte es thun, weil sie unhöflicher Weise mich gar nicht benachrichtigt haben, und ich erst von Tribschen aus die Anzeige bekam. Dort hat man sich darüber geärgert, daß Brockh. keine Silbe Aufschluß gegeben, so daß die Anzeige zuerst als Mystifikation betrachtet worden ist: es ist sogar ein langer Gratulationsbrief an Richard Wagner eingelaufen. —
Könnt Ihr es nicht einrichten, daß ich noch hier in Basel von Euch Nachricht bekomme? Von Freitag an ist meine Adresse „Landhaus Tribschen bei Luzern (Schweiz)
Nun mit den besten Wünschen und Hoffnungen allerseits!
F.N.