1869, Briefe 1–633
39. An Friedrich Ritschl in Leipzig
<Basel, Ende Oktober/Anfang November 1869>
Verehrtester Herr Geheimrath,
das Andresen’sche Ms. ist zwischen Leipzig und Naumburg geradezu hin und her geflogen; denn kaum war es, bei Ihrer unglaublichen Geschicklichkeit im Paket-machen und -entsenden, in meine Hände gelangt, so gieng es wieder, von einem längeren Briefe an Engelmann begleitet, auf die Post. Mit dieser „affenmäßigen“ Geschwindigkeit contrastirt nun freilich die ruhige und mir verdächtige Bedachtsamkeit des Engelmann, der bis jetzt keinen Laut von sich gegeben hat. Doch — er ist sehr geplagt und hat viel zu thun. Antworten muß er endlich doch. Und da es ein sehr nobler Mann ist, so habe ich Hoffnung. —
Da man nun nächstens mit dem ersten Theile des index anfangen kann zu drucken, so bitte ich mir nähere Ordre aus, wohin ich das Manusc. zu senden habe. Nota bene mit einem Brief an den Setzer; wenn der nicht tüchtig instruirt wird, so komme ich bei der Correktur um.
Hier in Basel habe ich wieder reiches Maaß an Examenund Censurstrapazen. Auch ärgere ich mich über meine Wintercollegien, vor meinen drei dummen Zuhörern!
Schließlich möchte ich Sie bitten, beifolgendem Ms. eine Anwartschaft auf eine Stelle im rhein Mus zuzugestehn und zwar, wenn’s sein muß, Anwartschaft mit dem Ictus auf der Mittelsilbe! Es wird ungefähr ein Druckbogen sein.
Und nun mit den besten Empfehlungen an die verehrtesten Ihrigen
in „allster“ Ergebenheit
und Eile
Fr. Nietzsche.