1871, Briefe 118–182a
171. An Ernst Wilhelm Fritzsch in Leipzig
Basel, Montag. <27. November 1871>
Werthester Herr Verleger,
hier empfangen Sie für unsre Schrift eine Titelvignette, welche ein trefflicher Künstler gearbeitet und mir heute zugeschickt hat. Es ist der von seinen Fesseln befreite Prometheus. Jetzt bitte ich Sie, schleunig einen guten und im besten Sinne bewährten Holzschneider mit der Ausführung dieser Vignette zu betrauen.
Jedenfalls muß der Schöpfer dieser Vignette den Holzstock noch zu einer etwaigen Correktur überschickt bekommen. Benutzen Sie dazu folgende Adresse: Herrn Carl von Gersdorff, Ritter des eisernen Kreuzes, Berlin, Alexandrinenstr. 121 (hunderteinundzwanzig) II Treppen. Dieser Herr ist zwar nicht der Verfertiger der Vignette, aber ein ganz naher Freund des Künstlers, dessen eigne Adresse ich zufällig nicht besitze.
Natürlich sind alle die genannten Menschen eifrige Wagnerianer. Gelegentlich frage ich jetzt bei Ihnen an ob Sie mir als Honorar für den Druckbogen drei Louisdor’s geben wollen. Warum machen Sie mir keinen Vorschlag? Nun muß ich Ihnen einen machen. Wagner beschwert sich, daß bei solchen Dingen es jedesmal so zugienge als ob noch nie ein Buch gedruckt worden wäre. Sagen Sie mir, ob Sie mit meinem Vorschlage einverstanden sein können. —
Ich erwarte täglich Druckbogen: wie weit sind wir?
Mit freundlichstem Gruße bin ich
Ihr ergebener
Dr Fr Nietzsche
Prof.
NB. Meinen Rest von Manuscript bekommen Sie bald. — Die Vignette denken Sie Sich hineingestellt zwischen unsere Namen auf dem Titelblatt: Es ist ein kleines Meisterstück und sagt auf einfache Weise Vieles und Ernstes.