1871, Briefe 118–182a
129. An Julius Piccard in Basel
Lugano, 25. März 1871
Lieber und werter Herr Kollege,
Sie haben mich durch Ihren Brief wahrhaft überrascht: wie selten habe ich ein so reines Zeichen der Teilnahme erhalten! Der ganze Tag nahm ein freundliches Gesicht an, der mit dem Empfang dieses Briefes begonnen war. Seien Sie überzeugt, daß ich so einen Zug wie diesen, nie vergessen kann. — Zugleich war es der erste Tag, den ich mit dem trefflichen Heusler zusammen in Lugano verlebte. Durch ihn bin ich wieder über die Baseler Zustände unterrichtet, ja wir bekommen jetzt täglich die Baseler Zeitung hierher. Ich hoffe in der Mitte des nächsten Monats wieder dort einzutreffen und mit Beginn des Mai in die alte berufsmäßige Tätigkeit einzutreten. Daß Sie selbst dieses ganze lange Winterhalbjahr ohne längere Störungen ausgehalten haben, dazu in einem, wie mir scheint, nicht ganz ungefährlichen Klima — hat mich sehr gefreut und gibt mir die besten Hoffnungen für die völlige Wiederherstellung Ihrer Gesundheit. Der Sommer ist in Basel recht erträglich und warm; ich kann heute das Wort „Wärme“ nicht ohne Sehnsucht schreiben. Denn der schöne See ist ganz mit kaltem dichtem Nebel überhängt, und graues Mißvergnügen breitet sich über das Hotel und seine sehr vom Wetter abhängigen Bewohner [+ + +]