1871, Briefe 118–182a
160. An Paul Deussen in Marburg
Naumburg Montag 16 Oct. <1871>
Da müssen wir, mein lieber Freund, es doch anders einrichten und unser Wiedersehen, so leid mir dies thut, wieder einmal verschieben.
Denn bis zum 20 d. M. kann ich nicht nach Marburg kommen. Dagegen glaube ich, daß wir mit mehr Muße und Gemächlichkeit nach Deiner Vorstellung in Vevey uns genießen können — nämlich in Basel: wo ich am 23 d M. wieder eintreffen werde. Meine Wohnung ist Schützengraben 45: und hier wohnt ebenfalls Overbeck.
Für Deine Reise wünsche ich Dir von Herzen Glück, danke Dir auch bestens dafür, daß Du an meinen Geburtstag gedacht hast. Ich verlebte ihn unter dem freundschaftlichen Beistande von Rohde, v Gersdorff, Krug und Pinder, mit einer ungewöhnlichen Solennität. Es war der letzte Tag eines Wiedersehn’s mit den genannten Freunden: wir haben die vorhergehende Woche in Leipzig verbracht, in seliger Erinnerungsfeier. Dort habe ich meine Schrift „die Geburt der Tragoedie aus dem Geiste der Musik“ einem Verleger übergeben.
Doch wozu dies alles Dir schreiben! Es giebt ja jetzt unvermeidlich Wiedersehn auf Wiedersehn!
Darauf hin sich vertröstend bin ich
der alte Freund F N.