1871, Briefe 118–182a
139. An Auguste Forst in Wiesbaden
<Basel,> Am 21 Juni 71.
Mein verehrtes Fräulein,
wir haben neuerdings in unserer Familie kein angenehmeres Ereigniß erlebt als jenes allerneuste, durch das Sie mit uns verwandt geworden sind. Habe ich gleich bis jetzt noch nicht die Freude genossen, Sie persönlich zu sehen und zu sprechen, so weiß ich doch jenes Ereigniß nach seinem vollen Werth zu ermessen, Dank meiner Schwester, die mir schon oft und immer sehr eingehend von den ausgezeichneten Qualitäten ihrer Freundin zu berichten wußte. In diesem Sinne glaube ich vor allem auch meinem trefflichen Onkel Oskar Glückwünsche schuldig zu sein, welche Sie an ihn in meinem Namen und Auftrag gewiß schöner ausrichten werden, als mir dies selbst, einem in Verlobungsfreuden Unerfahrenen, gelingen dürfte. Dabei vergesse ich nicht, welch eine bevorzugende Liebenswürdigkeit in der freudigen Eile beider Verlobten lag, das Glück des Tages sofort und ungesäumt nach Basel zu melden. Dafür mich herzlich bedankend und nach allen Seiten hin das Glück wünschend, dessen Sie in so hohem Maaße würdig sind, verspreche ich Ihnen von jetzt ab zu sein, was ich bis jetzt nicht sein konnte
Ihr Sie verehrender Neffe
Dr. Friedrich Nietzsche
Prof. o. p. in Basel.