1871, Briefe 118–182a
159. An Paul Deussen in Oberdreis
Basel 24 Sept. 71.
So ist’s recht, mein lieber Freund! Schnell und entschieden!
Auch mir wirst Du kein Zögern vorwerfen, wenn Du sofort einen Empfehlungsbrief bekommst. Du wirst daraus ersehen, wer die Mutter Deines künftigen Zöglings ist, und durch welche Kanäle meine Pläne für Dich hindurchfließen mußten. Noch heute ist ein Brief in derselben Angelegenheit an die Fürstin Trubetzkoi nach Heiden abgegangen. Nun, ich wünsche, daß alles zu Deinem Besten ausschlägt.
Schreibe also sogleich und schicke Deinen ausführlichen Bewerbungsbrief mit dem Empfehlungsschreiben zusammen ab. Rasch! Denn es fehlt nicht an Bewerbern.
Natürlich schreibst Du französisch. Die Anrede ist, wie Du weißt, nur Madame,
Ich setze voraus, daß Du mir alles mittheilst, schon damit wir unser Zusammentreffen im Oktober gehörig vereinbaren können. Jetzt kann ich nicht nach Oberdreis kommen; ich nehme meine Schwester in Wiesbaden in Empfang, und dann reisen wir zusammen nach Naumburg. Es ist alles verabredet, und eine Änderung unserer Pläne unmöglich.
Inzwischen rechne ich auf das angekündigte Zusammensein in Marburg und freue mich herzlich darauf.
Zu Deinem Vorhaben glückwünschend
Dein treuer
Friedr Nietzsche