1871, Briefe 118–182a
127. An Franziska Nietzsche in Naumburg
Lugano am Tag des Kaisereinzugs in Paris. <1. März 1871>
Heute sollst Du auch von mir ein paar Zeilen bekommen, zum Beweise, daß es mir doch schon viel besser geht. Zwar das Hauptleiden, die Schlaflosigkeit, ist bis jetzt noch nicht gehoben. Selbst wenn ich die stärksten Touren mache, oder den ganzen Tag im Freien bin, so hat dies keinen Einfluß auf den Schlaf. Dagegen geht es mit den Hämorhoiden schon recht gut: und wenn erst der Darm wieder ganz gesund ist, wird auch, wie ich hoffe, der Schlaf wieder kommen. Zeitweilig bin ich recht hoffnungslos: aber ich muß doch zugeben, daß seitdem ich aus Basel fort bin, der Zustand doch wieder erträglich geworden ist, während er in Basel einfach unerträglich war.
Daß Du Lisbeth fortgelassen hast, war mir eine große Erleichterung, und Du wirst wohl aus ihren Briefen wissen, daß es ihr bis jetzt gutgegangen ist, und daß sie gute Bekannte sich gemacht hat. In mancher Beziehung haben wir es gut getroffen.
Wenn ich nur bis Ostern wieder recht hergestellt bin, um in Basel wieder die alten Pflichten zu übernehmen!
Inzwischen halte ich mir alles Aufregende fern. Mitunter wirst Du Dich jetzt recht allein fühlen, nicht wahr?
Aber solche Freuden, wie die „hochihrigen Geschenke“, trösten dann wieder. Nicht wahr? Schönsten Dank für den ausführlichen Brief, den ich „den hochihren Brief“ getauft habe.
Und so bin ich in herzlicher Liebe
der hochihrige
Sohn Fr.