1871, Briefe 118–182a
152. An Elisabeth Nietzsche in Wiesbaden
<Basel, 7./8. September 1871>
Hier, meine liebe Lisbeth, ist ein Brief unserer guten Mutter, die noch ganz ohne Nachrichten ist. Ich muß wirklich befürchten, daß ich die Adresse nicht recht gemerkt habe, ich habe geschrieben Altendammbach bei Schleusingen in Thüringen. Ist das nicht Recht? Schreibe doch gleich dorthin und melde meinen Plan, am 1 Oktober in Naumburg einzutreffen. Ich glaube jetzt auch, daß unsre Mutter mit Vergnügen wieder nach Naumburg zurückkehrt.
Für Deinen Brief herzlichen Dank. Ich freue mich, daß Du die Gefahren der Reise überstanden hast und in Wiesbaden bereits wieder in die nöthige Temperatur gerathen bist, die diesmal gewiß ihre besonderen Vortheile hat. Basel steht noch, die Wagen rasseln noch prestissimo über den Münsterplatz — kurz es ist das alte Basel, nur daß wir jetzt mehr schwitzen als in den Sommermonaten.
Romundt ist bei mir zu Besuch. Gestern waren wir in Grenzach.
Du kennst ja meine Wünsche in Betreff einer großen Reise. Es giebt sonderbare Zufälle. Ich bekam von Tribschen aus eine Anfrage, die was damit zu thun hat. Ich raune Dir nur in’s Ohr, daß einer der Tribschener Freunde (ein deutscher junger Fürst, der den Krieg mitgemacht und übrigens Referendar ist, auch Majoratsherr) für eine Reise nach Italien Griechenland Orient usw. einen einsichtigen und gebildeten Begleiter sucht und daß man bei mir angefragt hat, ob ich Jemanden vorzuschlagen hätte.... Ich weiß nicht .....
Dies sind die neuesten Scherze, mit denen ich, unter den Siegeln der Diskretion, und mit den üblichen Empfehlungen an das Gustchen etc verbleibe
Dein Bundesbruder
F N.
Organisire nur die Naumburger Rückkehr zur rechten Zeit, damit ich nicht in die Verwilderung gerathe.