1883, Briefe 367–478
416. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Rom, 13. Mai 1883>
Meine liebe Mutter,
eben habe ich zum ersten Male die weißen Hosen angezogen; es ist ungefähr die Zeit dazu, obwohl es bei uns hier viel kühler geblieben ist als bei Dir (nach Deinem letzten Briefe zu schließen, für den ich bestens danke.) Auf den Bergen, die wir um Rom sehen, liegt noch viel Schnee; das erhält ein Klima, wie es kaum erquicklicher zu denken ist. Heute ist eigentlich zum ersten Male der Himmel trübe, die Luft überaus dick und schwül.
Auch die Taschentücher kommen mir sehr zu Nutz, vielen Dank!
Meine weiteren Pläne und die mit ihnen verbundene Wahl eines Aufenthaltes geben mir viel Mühe und Kopfzerbrechen.
Rom selber ist völlig ungeeignet für mich; und dies recht gründlich begriffen zu haben ist ein Vortheil dieser letzten Reise hierher.
Mit den besten Grüben
und Wünschen
Dein F.
Wenn es je noch eine Gelegenheit giebt, etwas hierher zu senden, so bitte ich mir etwas aus, das mir sehr Noth thut — die einzige Sorte von Stahlfedern, mit denen ich bequem schreiben kann. Ich möchte gleich einen langen Vorrath davon, also 2 Gros (das sind 24 Dutzend)
Die Feder heißt
B
S. Roeders Humboldfeder
Berlin
B bedeutet „weich"
Man kann sie direkt bestellen (es genügt: S. Roeder Stahlfederfabrik Berlin) oder bei einem Naumburger Schreib-Papierhändler.