1873, Briefe 287–338a
318. An Carl von Gersdorff in Bologna
<Basel,> 18 Oct. 1873
Der beifolgende Brief L. Rau’s will gleich befördert sein, deshalb nur sechs Worte. Herzlichen Dank für Deinen Geburtstagsbrief: am Tage selbst gieng mir’s schlecht genug, wie überhaupt seit Deiner Abreise, aber ich schlage mich durch, besonders jetzt, wo es wieder einmal noth thut, gesund zu sein. Man verlangt von mir einen „Aufruf an die deutsche Nation“ zu Gunsten Bayreuth’s; „wird besorgt“, wie Tausig sagte. — Von Fritzsch, trotz wiederholtem Brief und Rohde’s Besuch keine Nachricht: dagegen bin ich hinter eine ganz und gar unheimliche Machination gekommen, die meine schleunige persönliche Intervention in Leipzig verlangt. Ich will brieflich nichts Genaueres sagen, weil ich mich fürchte, darüber dem Papier etwas anzuvertrauen. Genug dass eine ganz unvermuthete grässliche Gefahr dem Bayreuther Unternehmen droht und dass es an mir liegt, die Gegenminen zu Stande zu bringen. Overbeck und ich sagen immer „wir leben Samaroff“. Gespenst R<osalie> N<ielsen> natürlich betheiligt. — —
Mitten in aller Noth und Aktion ist ein Stück der neuen Unzeitgemässheit (2 Capitel) geschrieben, das Ganze entworfen.
Die Straussiade hat in Basel in summa 9 Zeitungsartikel erlebt. Zuletzt hat mich sogar der Volksfreund feurig in Schutz genommen. —
Lebewohl, treuer glücklicher Freund, Alle grüssen von Herzen. Verzeih die unausstehliche Krakelei.
6 Preisarbeiten angelangt und wie ich glaube, verurtheilt.
Lebewohl! Alle
guten Geister mit Dir
und uns.
F.N.