1873, Briefe 287–338a
289. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel, 6. Januar 1873>
Seht Ihr’s, ich bin gut hier wieder angekommen und melde Euch dies auf diesem zierlichen Bögelchen. Nachtreise ziemlich verschlafen: in Basel gut geschmuggelt. Am Naumburger Bahnhof war wirklich Gustav Krug, um mir das Geleit zu geben — höchst freundschaftige Bemühung um mitternächtige Stunde!
Bin nun wieder in aller Arbeit darin und fand gute Briefe vor. Erstens eine Neujahrsgratulation von St. Gotthard in Luzern. Dann ein Schreiben von Seiten des „allgemeinen deutschen Musikvereins“, der mich zum Preisrichter für eine ausgeschriebene Preisarbeit ernennt und mich einladet einen dritten Preisrichter vorzuschlagen, der Germanist sein muß. Wir werden also unser drei sein — außer mir Geh. Rath Müller in Gotha und der Germanist (ich werde wohl Heyne vorschlagen.)
Dann fand ich wieder so eine französische Balleinladung vor, von Ringwald’s, für den 16ten Januar.
Endlich ein höchst befriedigter, obschon mich nicht befriedigender Brief von Deussen aus seiner fürstlichen Üppigkeit heraus.
Gersdorff wird nun auch von mir erwartet. —
Minna läßt schönstens danken. Sie hat mir gesagt daß ein neuer Bettüberzug ein sehr wünschbarer Zuwachs meiner Wäsche sein würde, da die alten eben alt sind.
Der Teppich, auf den der Steuerbeamte sich schnell stürzte, um sich eben so schnell zurückzuziehen, soll morgen ausgebreitet werden.
Overbeck und Romundt und ich haben Sonntag Abend nach meiner Ankunft zusammen gespeist. Der Theekasten prangt und die neuen Hemden sind in die Wäsche.
Mein Brief ist wie der Brief einer Köchin. Mein drittes Wort ist Wäsche oder etwas zu Verschmausendes. Die Wurst ist angeschnitten, wie es die Stolle war, und die Homeriden auf Chios, von denen der alte General sprach, gratuliren mir zum Neujahr. „Wundeerschön“ ausgedrückt!
Nun seid herzlich gegrüßt und habt allen den Dank, den ich Euch für diese vortrefflichen Weihnachtstage schulde.
Von Herzen
Euer F.