1877, Briefe 585–674
667. An Reinhart von Seydlitz in München (Postkarte)
<Basel, 28. September 1877>
Haben Sie, lieber Freund, die Karte? Verargen Sie es mir nicht, wenn auch heute kein Brief kommt. Ergebensten Dank an Ihre verehrte Frau Mutter, daß sie mir Gelegenheit giebt, Philologe zu sein (ich vergesse es mitunter.) pollice verso heißt: „den Daumen gegen die Brust gerichtet“: die Gebärde, mit der das Volk die Tödtung des Gl<adiators> verlangte, pollicem premere „den Daumen drücken“ wörtlich: dh. „eine Faust machen und den Daumen hinein verstecken“ ist dasselbe wie unser „Jemandem den Daumen halten“, als Zeichen der Gunst. Mit Aufhebung des Zeigefingers flehte der Gl<adiator> die Gnade des Volkes an; die Gewährung derselben, durch die erwähnte Gebärde, heißt missio. Den Dreien herzl<iche> Grüsse von den Zweien.
Augenblicklich nach Ankunft des Br<iefe>’s, Freitag 4 Uhr