1877, Briefe 585–674
612. An Franz Overbeck in Basel
Sorrent Montag. <7. Mai 1877>
Lieber treuer Freund,
Befinden immer schlechter, so dass ich schnell abreisen muss, ich lag alle 3 Tage zu Bett. Morgen geht es fort mit Schiff, ich will eine Kur in Pfäffers bei Ragaz versuchen. Briefe bitte nach Ragaz poste restante.
Es ist nicht daran zu denken, dass ich im Herbst meine Collegien wieder aufnehme: also!
Bitte hilf mir etwas und theile mir mit, an wen (und mit welchem Titel) ich mein Demissions-Gesuch zu richten habe. Es bleibe einstweilen Dein Geheimniss, der Entschluss ist mir schwer geworden, Frl. v. M<eysenbug> hält ihn aber für absolut geboten. Ich muss mich noch auf Jahre vielleicht meines Leidens gewärtigen.
Ich betrübe Dich damit, ich kann nicht anders.
Willst Du die Hug’sche Rechnung berichtigen, ebenso die einliegende Hutmacher-Rechnung von fr. 3,30?
Dein Brief hat mir so wohl gethan, ich bekam ihn im elendesten Zustande.
Deiner lieben Frau meine herzlichsten Grüsse.
Dein Freund und
Bruder
F N.