1876, Briefe 496–584
565. An Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Sorrent,> 28 October. <1876>
Da sind wir, in Sorrent! Die ganze Reise von Bex bis hierher nahm 8 Tage in Anspruch; in Genua lag ich krank, von dort brauchten wir 3 Tage Meerfahrt ungefähr und siehe, wir entgiengen der Seekrankheit, ich ziehe diese Art zu reisen der mir ganz schrecklichen Eisenbahnfahrerei auch vor. Wir fanden Frl von M<eysenbug> in einem Hotel in Neapel und reisten gestern zusammen in die neue Heimat Villa Rubinacci, Sorrent près de Nâples. Ich habe ein ganz großes hohes Zimmer, vor ihm eine Terrasse. Ich komme vom ersten Meerbad zurück, das Wasser war wärmer, nach Rée, als die Nordsee im Juli. Gestern Abend waren wir bei Wagner’s, welche 5 Minuten von uns, im Hôtel Victoria wohnen und noch den Monat November bleiben.
Sorrent und Neapel sind schön, man übertreibt nicht. Die Luft ist hier eine Mischung von Berg- und Seeluft. Für die Augen ist es sehr wohlthätig; vor meiner Terrasse habe ich unter mir zunächst einen großen grünen Baumgarten (der auch im Winter grün bleibt), dahinter das sehr dunkle Meer, dahinter den Vesuv.
Hoffen wir.
In aller Liebe und Treue
Euer F.