1876, Briefe 496–584
501. An Erwin Rohde in Kiel
Basel den 18 Februar. <1876>
Geliebter Freund, dem Himmel sei Dank, dass Dir endlich einmal etwas nach Wunsch geht! Vielleicht hat es nun ausgestürmt, und der Sonnenschein kommt wieder über Dich, um zu trösten und gut zu machen, da wo niemand Dir zu helfen wusste. Ach, die Ohnmacht Deiner Freunde! Und dass wir immer zum leidenden Mitleiden verurtheilt waren! Und dass ich selber noch dazu zum Verstummen gebracht worden bin, selbst jetzt noch, wo nun endlich einmal die Mitfreude zum Wort kommen könnte! — Mein Kopf ist immer noch schlimm daran, ich kann nicht lesen und schreiben und habe jetzt alle Vorlesungen aufgegeben, seit voriger Woche. Eine hübsche Thierquälerei! Im März will ich mit Gersdorff an den Genfersee.
Leb wohl, es giebt nicht mehr her!
Dein wahrer Freund.
Meiner Schwester Glückwünsche.
Ebenso Overbecks, des Unvermuthet-Glücklichen.