1876, Briefe 496–584
499. An Carl von Gersdorff in Hohenheim
<Basel, 30. Januar 1876> Sonntag.
Liebster Freund, die Addresse von Frl. von Meysenbug ist genau diese:
132 Monte Caprino
Campidoglio, Roma.
Bis jetzt kein neuer Anfall, aber Fortdauer des Zustandes selbst, der mir Bedenken einflösst. Ich gebe aber meine Stunden an der Universität, lebe mit der grössten Vorsicht und Regelmässigkeit. So wird es wohl besser werden müssen. Gänzliches Ausspannen, wie Du anräthst, ist nicht so leicht durchzuführen, mir scheint ein mässiges Fortleben in der hergebrachten Weise, doch eben mit aller Vorsicht, einstweilen ausführbarer, selbst heilsamer.
Und dann hilft die Nähe meiner Schwester, Overbecks, zumal des glücklichen Overbecks — was sollte ich in der Ferne! Ich wünschte jetzt nichts lieberes zu hören als zu hören, dass Du Ostern nach Berlin müsstest, müsstest, weil sie zog, nach Goethe, im Gedichte Um Mitternacht. Das gäbe dann Neuigkeiten, bei denen einem Freunde einmal von Herzen wohl werden müsste. Wohl und gesund!
Nun gedenke meiner, ohne Sorge, ich bitte Dich und vor allem — gedenke Deiner, in der Overbeckschen Weise.
Dein Freund