1882, Briefe 185–366
235. An Paul Rée in Stibbe
<Naumburg, 29. Mai 1882>
Mein lieber Freund, wie geht es? Wohin geht es? Und geht es überhaupt? — Was machen die Sommer-Pläne? Gestern habe ich meinen neuesten Plan an L<ou> mitgetheilt: ich will nämlich in einer der nächsten Wochen in den Grunewald bei Charlottenburg übersiedeln und dort so lange verweilen, als L<ou> bei Ihnen in Stibbe ist: um sie dann in Empfang zu nehmen und etwa in einen thüringischen Waldort zu begleiten, wohin eventuell auch meine Schwester kommen könnte. (zB. Schloß Hummelshayn) Bis jetzt, so lange noch Alles schwebt, habe ich Stillschweigen für nöthig befunden.
Haben Sie Ihren Bayreuther Platz schon vergeben? Vielleicht an Lou? Das wäre für die erste Aufführung? — Meine Schwester ist vom 24. Juli an dort.
Gestern war Romundt bei mir, der in der That zu den glücklichen Menschen gehört.
Es ist mir gut gegangen, und ich bin heiter und arbeitsam. — Das M<anu>s<cript> erweist sich seltsamer Weise als „unedirbar“. Das kommt von dem Princip des „mihi ipsi scribo.“ —!
Ich lache öfter über unsre pythagoreische Freundschaft, mit dem sehr seltenen „φίλοις πάντα κοινὰ“. Es giebt mir einen besseren Begriff von mir selber, einer solchen Freundschaft wirklich fähig zu sein. — Aber zum Lachen bleibt es doch?
In herzlicher Liebe Ihr F. N.
Ihrer verehrten Frau Mutter meine und meiner Schwester ergebenste Grüße.