1882, Briefe 185–366
215. An Paul Rée in Rom (Typoskript)
<Genua, den 21. März 1882>
Mein lieber Freund welches Vergnügen machen mir Ihre Briefe! — Sie ziehen mich ab — nach allen Seiten, und zuletzt unter allen Umständen zu Ihnen hin! — Gestern badete ich am Meere, genau an jener berühmten Stelle wo - - - denken Sie im vorigen Sommer einer meiner nächsten Verwandten von einem solchen Anfall im Bade überrascht wurde und weil zufällig Niemand in der Nähe war ertrank. Über Ihre 30 frs. habe ich sehr gelacht — die Post übergab mir diesen Brief ohne selbst nach meinem Passe zu verlangen — und der junge Beamte lässt Sie grüssen — ecco! — Overbeck hat mir mein Geld geschickt — ich bin für ein paar Monate jetzt versorgt. — Grüssen Sie diese Russin von mir wenn dies irgend einen Sinn hat: ich bin nach dieser Gattung von Seelen lüstern. Ja ich gehe nächstens auf Raub darnach aus — in Anbetracht dessen was ich in den nächsten 10 Jahren thun will brauche ich sie. Ein ganz anderes Capitel ist die Ehe — ich könnte mich höchstens zu einer zweijährigen Ehe verstehen, und auch dies nur in Anbetracht dessen was ich in den nächsten 10 Jahren zu thun habe. — Nach den Erfahrungen die ich eben mit Köselitz mache werden wir ihn nie dazu bringen Geld von uns anzunehmen — es sei denn in der bürgerlichsten Form von Kauf und Verkauf. Ich habe ihm gestern geschrieben ob er mir und zweien meiner Freunde die Matrimonio-Partitur verkaufen wolle —: ich bot ihm 6000 frs. zahlbar in vier Jahresraten von 1500 frs. Diesen Vorschlag halte ich für eine Feinheit und einen Fallstrick —. Sobald er Ja sagt, melde ich es Ihnen; und Sie haben dann die Güte mit Gersdorff zu verhandeln. —
Leben Sie wohl! Die Schreib-maschine will nicht mehr, es ist gerade die Stelle des geflickten Bandes.
Ich schrieb an Frl. v. M<eysenbug> auch wegen Pieve’s.
Meine herzlichsten Wünsche für Ihr Wohl, bei Tag und Nacht
Ihr getreuer Freund F N.
Ich sende den Brief an Frl. von M<eysenbug> Rom poste restante weil ich ihre Adresse nicht habe.
Nein! ich sende den Brief an Frl. v. M. an Ihre Adresse, lieber Freund.