1881, Briefe 74–184
99. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Genua, 6. April 1881>
Meine Lieben, Verzeihung, daß ich so spät antworte! Ich wartete lange auf einen guten Tag. Diese Uebergangsmonate in Genua sind mir nicht dienlich, ich bin fast immer krank, die Unruhe des Wetters ist gar zu groß. Die vielen Wolken und Südwinde drücken Stimmung und Kopf, seit 6 Wochen habe ich gar nichts mehr gethan. Nun, das muß man erfahren und sich anderemale darnach richten (Mit den Wintermonaten bin ich hier einverstanden) Auch wird die Sonne mir jetzt zu hell, wenn sie scheint — und meine Spaziergängerei ist nicht mehr durchzuführen, die doch von allen meinen Gesundheits-Maßregeln die wichtigste ist. — Die Genueser Küche ist für mich gemacht. Werdet Ihr’s mir glauben, daß ich jetzt 5 Monate fast alle Tage Kaldaunen gegessen habe? Es ist von allem Fleische das Verdaulichste und Leichteste, und billiger; auch die Fischchen aller Art, aus den Volksküchen, thun mir gut. Aber gar kein Risotto, keine Makkaroni bis jetzt! So veränderlich ist es mit der Diät nach Ort und Klima! — In herzlicher und dankbarer Liebe
Euer F.