1881, Briefe 74–184
128. An Marie Bautngartner in Lörrach
<Sils-Maria, 15. Juli 1881>
Liebe verehrte Frau Baumgartner, hier kommt wieder einmal ein geschriebenes Wörtchen von mir zu Ihnen, und als Vorläufer oder Mitläufer eines gedruckten Wortes, für das ich um alle Ihre Theilnahme bitten möchte: — Besseres und Persönlicheres habe ich nicht mitzutheilen, und das alte Lied meiner körperlichen Nothzustände möchte ich wahrhaftig nicht mehr vor Ihnen absingen. Jeder hat zu tragen: verlernen wir über dem Tragen und Schwertragen auch das Auffliegen und Weit-Hinausschauen nicht! Es verträgt sich nicht so übel mit einander! Es giebt viele Mittel, um stark zu werden und starke Flugschwingen zu bekommen: Entbehrung und Schmerzen gehören dazu, es sind Mittel im Haushalte der Weisheit. Über allem Jammer immer wieder ein Lied der Freude — nicht wahr, das ist das Leben! Das kann es sein! Treulich
F.N.
Ich denke an Sie und die Ihrigen, namentlich an Ihren Gelehrten, mit dem herzlichsten Danke.