1881, Briefe 74–184
115. An Heinrich Köselitz in Venedig (Postkarte)
<Recoaro, 17. Juni 1881>
Meinen Glückwunsch zu Ihrem Finalissimo! Und ebenso zur Beendigung unsrer unausstehlichen Correctur! (Das M<anu>script des letzten Bogens ist an mich geschickt worden.) Das Umschlag-Titelblatt aber ist Ihre Sache — wie ich Teubner geschrieben habe; ich will es gar nicht sehen. Das Exemplar für Frau v. W<öhrmann> geht an Ihre Adresse; Schm<eitzner> ist benachrichtigt. — Inzwischen war ich des Lebens müde; das schöne Recoaro ist eine Hölle für mich gewesen, ich bin immer krank, und kenne keinen Ort der so ungünstig mit seinem beständigen Wetter-Umschlagen auf mich wirkte. Brentonico bei Mori (wir sind ja durchgefahren) ist viel zu tief, und der M<onte> Baldo ist noch dazu ein Wetterberg, wie der Pilatus: immer Gewölk! Ich zerbreche mir den Kopf und finde nichts als den Versuch mit dem Engadin zu wiederholen: was in 4 Tagen ungefähr geschehen soll. Ich bin ein gemartertes Thier und lechze nach einiger Schmerzfreiheit. In herzlicher Freundschaft
FN.
Pseudonymität und Verborgenheit unmöglich für Sie! Veränderung des Namens genügt z. B. Coselli.