1880, Briefe 1–73
52. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte).
<Stresa 14. Oktober 1880>
Meine Lieben, bisher war es die schlechteste aller Reisen, die Einzelheiten sind abscheulich. In Frankfurt ging das Erbrechen los, in Heidelberg legte ich mich zu Bett. Wieder auf der Mitte des Gotthard kam der Anfall, und ich war 3 Tage in Locarno krank. Jetzt habe ich mich hier in Stresa nolens volens (um meine Koffer abzuwarten) auf einen Monat eingemiethet, fortwährend melancholisch oder verstimmt (was durchaus nicht dasselbe ist) Das Wetter bringt mir überall Landregen und Scirocco. Ich bin erstaunt, wie wenig südlich dieser See ist (gar nicht zu vergleichen mit dem Gardasee!). Es ist noch recht schweizerisch hier, übrigens giebt es für den Nachmittag einen Schattenweg, für den Vormittag absolut nichts derart (keine hohen Mauern wie in Sorrent). Bis jetzt giebt es keine Speise die ich ertrage. Heute Versuch mit Tapioca. Adr. Stresa, Lago maggiore (Italia) poste restante. Es dankt Euch innig Euer
F.