1880, Briefe 1–73
46. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte).
<Marienbad, 2. August 1880>
Morgen will ich, meine Lieben, von hier abreisen. Ich kann nicht bestimmt sagen, wohin? Es giebt so wenig Orte, wo ich es aushalte. Leider ist es regnerisch, seit 2 oder 4 Tagen schon. — Deinen Brief, meine liebe Mutter, bekam ich doch noch, nach 6 Tagen! (es fehlte die genaue Adresse — aber warum?) es stehen lauter heitere Sachen darin: möge Eurem Kirschfest gutes Wetter bescheert sein. Overbecks werden vom 12t. August ab in Dresden sein, ihr Rückweg führt nicht über Naumburg; dagegen würden sie, nach dem letzten Briefe, Anfang September nach Naumburg kommen, wenn ich dann schon dort sei. Sehr möglich, daß ich die Heimreise über Dresden mache (je nach der Wahl meines Kurortes) Mein Befinden ist nicht unbefriedigend, und nichts kann regelmäßiger sein als meine Lebensweise! Ich bin mindestens 8 Stunden täglich unterwegs: so halte ich das Leben aus. Ich denke an Dich und unsre liebe Lisbeth mit dem herzl<ichen> Wunsche des Wiedersehens.
F.