1880, Briefe 1–73
31. An Franziska Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Venedig, 15. Juni 1880>
Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief. Inzwischen Regen und Wind unausgesetzt Tag für Tag, die 2 letzten ausgenommen. In den dunkeln Gäßchen zu gehen thut meinen Augen wohl, es giebt wenig Orte, die für mich passen. Auch habe ich nichts geschrieben außer den Karten an Euch und Overbeck (an Euch von Venedig aus 10 Karten, diese mitgerechnet) Frau Overbeck hat eine große französ<ische> Abhandl<ung> (von P. Albert) ins Deutsche für mich übersetzt. Dr. Rée hat seine Pflegeschwester (27 Jahr alt) verloren. Der Caffé ist wohlschmeckend, aber nicht gerade stark. Die neuen Hemden kneifen am Halse, etwas zu eng. Ich habe die Zahnbürsten nicht gefunden und mir welche gekauft. Meine Lebensweise ist sehr zweckmäßig, aber für jeden Anderen „unausstehlich“. Das hilft nichts! Denkt meiner, Ihr Lieben.
Von Herzen F N