1880, Briefe 1–73
36. An Franziska Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Marienbad, 5. Juli 1880>
Meine Lieben, ich habe eine sehr schlechte Reise gemacht, um Wald und Berg zu suchen: alles enttäuschte mich oder vielmehr: es war für meine Augen unmöglich. So habe ich mich denn nach Marienbad in Böhmen zurückgezogen, mein Wohnhaus heißt Ermitage. Bisher aber Regen, Regen und Schmutz. Gräßlich theuer, das Beefsteak 80 Kreutzer. Kein Bissen schmeckt mir, und so gieng es auf der ganzen Reise. Ich finde nicht, was mir recht ist, und wie ich’s in V<enedig> hatte. Dort wurde es aber zu heiß. Selbst die Wälder sind mir noch nicht tief genug. Meine Gesundheit war während der ganzen Reise so schlecht wie möglich, bis zum Verzweifeln, ich schlief keine Nacht vor Schmerz. — Da bin ich Euch nun wieder recht schön nah. Länger als 4 Wochen halte ich hier nicht aus, dann geht es in den Thüringer W<ald> wo er am tiefsten ist.
In herzlicher Liebe Euer F.