1880, Briefe 1–73
41. An Franz Overbeck in Basel (Postkarte)
<Marienbad, 19. Juli 1880>
Mein lieber Freund, Deine Sendung und Überraschung thut die angenehmste Wirkung. Deine eignen Abhandl<ungen> sind sehr feine Sachen, es weht eine so gut-philologische Luft darin, daß mir ordentlich schwer zu Muthe wird. Nach der Geschmeidigkeit des Stils zu schließen, möchte ich glauben, Du habest Lust dabei gehabt. — Aber was ist Engelhart für ein greulicher Typus! Da er alles so viel besser weiß als Justin, so versteht er wahrscheinl<ich> denselben doch nicht, aus Hochmuth schon. Dagegen ist Lüdemann’s Arbeit ein Meisterstück auf einem sehr schwierigen Felde: leider ist er kein Schriftsteller. (Wackern<agel> will ich ein Wort des Dankes schreiben.) Mit meinen Augen steht es freilich sehr schlimm, ich kann sie nicht mehr schonen als ich sie schone, und doch vertragen sie eigentlich weder Lesen noch Schreiben mehr; gelegentlich eine Viertelstunde zu finden ist das Kunststück. — Herrlicher Gedanke: Wiedersehn in Naumburg. Deiner lieben Frau und den hochverehrten Verwandten in Zürich meine herzlichsten Grüße.
F.N.