1879, Briefe 790–922
915. An Ernst Schmeitzner in Chemnitz
<Naumburg,> 18 Dec. 1879.
Ein Wort des Dankes, werthester Herr Schmeitzner, zugleich mit meinen Wünschen zu Ihrem Geburtstage, der in diesen Tagen sein muß. Sie haben sich mit Ihrem „ersten Verlagsbericht“ ein schönes Geschenk gemacht: gute Saat, die hoffentlich eine gute Ernte bringt! Der Bericht ist vorzüglich geschrieben, sehr vornehm ((ich sehe augenblicklich davon ab, wie von mir darin geredet wird: möge es wahr werden! möchte es wahr sein! usw. usw.))
Ich leide außerordentlich und beständig, Anfälle über Anfälle. Ich denke an eine Flucht nach dem Süden — vielleicht nach dem Gardasee. Aber vielleicht giebt es keinen „Süden“ mehr.
Meine besten und herzlichsten Grüße an unsern gemeinsamen Freund Widemann.
Der vollendete „Wanderer“ ist mir fast etwas Unglaubliches — am 21 Juni kam ich nach St. Moritz — und heute — !
Die ganze „Menschlichkeit“ mit den 2 Anhängen ist aus der Zeit der bittersten und anhaltendsten Schmerzen — und scheint mir doch ein Ding voller Gesundheit. Dies ist mein Triumph.
Ihr Ihnen ganz ergebener
Dr. Nietzsche
Exemplare, bitte, noch zu senden an
Prof. Hillebrand in Florenz
Frl. v. Meysenbug in Rom
Prof. Rohde in Tübingen (Universität)
meine Schwester per adr. — Fräulein
Deta von Planta in Chur
(Graubünden)