1879, Briefe 790–922
859. An Franz Overbeck in Basel
Adr.: St. Moritz in Grau-bünden, poste restante<23. Juni 1879>Montag.
Nur Worte, lieber Freund! Die Gedanken wirst Du suppliren. Vieles Gute kommt und kam von Dir; die Art, wie ich entlassen und ersetzt worden bin, war mir eine rechte Freude. Alles habe ich empfangen. Die Vorschläge betr. das Geld führe aus poste rest. St. M<oritz>. Kannst Du die frs. 1000 viell<eicht> unter Deinem Namen der Handwerkerb<ank> übergeben? Bitte. — Rechnungen habe ich alle bezahlt, 2 ganz kleine ausgenommen (Memel und die goldne Apotheke — willst Du es abmachen?) Mit Hamburg (nach 35 ten Mißerfolg) alle Beziehung abgebrochen. —
Seit meiner letzten Karte die meiste Zeit zu Bett gelegen: dies ein Commentar, zu dem ich mir den Text ersparen darf.
Aber nun habe ich vom Engadin Besitz ergriffen und bin wie in meinem Element, ganz wundersam! Ich bin mit dieser Natur verwandt. Jetzt spüre ich die Erleichterung. Ach, wie ersehnt kommt sie!
Verbirg meinen Aufenthaltsort vor Jedermann, namentlich vor Jederfrau, Deine ausgenommen. (Dafür ist sie eben eine „Ausnahme“ in hundert Stücken)
Rohde hat nicht geschrieben. Was für Scrupel quälen ihn? Giebt es für ihn noch „Scrupel“!
Anbei der liebe Köselitz als Lidograph.
Lebwohl, lieber lieber Freund
F. N.
Von Zürich wirst Du noch Einiges hören. Es hängt so viel Gutes mit Dir zusammen