1879, Briefe 790–922
876. An Elisabeth Nietzsche in St. Aubin (Postkarte)
<St. Moritz, 28. August 1879>
Liebe liebe Schwester, ich habe gestern so gelacht — eine große Seltenheit! Nicht wahr, der Apotheker will, ich soll diese schreckl<ichen> Pflaumen mit dem Faulthee zusammenkochen? Dann entsteht gewiß das, was Faust „die höllische Latwerge“ nennt! Und wenn die Wirkung zu stark sein sollte, soll ich dann die puritanischen Zwiebäcke essen? — Du hast mir den Preis der N. Würste nicht geschrieben. Gerade jetzt kann ich sie nicht essen, meine Kur hat allmählich meine Eß-Lebensweise ganz umgestaltet. — Also: der gute Freund war hier, es gieng aber schlimm, wie auch seitdem immer fort, und ich glaube nicht, daß er sehr tröstliche Eindrücke mitgenommen hat. Alle größeren Spaziergänge mußte er allein machen. Über den Winter sage ich nichts mehr; er soll, wie es scheint, nun einmal mein Verhängniß werden. O<verbeck> schreibt noch an Köselitz deswegen. Ich verlange mitunter so nach einem halbdunklen Orte und möchte nicht mehr spazierengehen. In herzlicher Liebe und Dankbarkeit
Dein Bruder.
Dein Brief kommt eben, es thut mir wehe dass Du Dich vertheidigst, kein Mensch denkt an „Vorwürfe“!! ich bin so glücklich über Dein La Planta-Arrangement. Quäl Dich nicht und einstweilen auch nichts von Riva.
F.