1879, Briefe 790–922
879. An Paul Rée in Stibbe
St. Moritz, Graubünden poste restante <September 1879>
Daß es Ihnen nicht besser geht!
„Was soll aus der Welt denn noch werden?“
Vielleicht, vielleicht komme ich diesen Winter nach Norden dh. Naumburg: geschieht es, so ist es freilich kein gutes Zeichen, das gebe ich selber zu (es geht nämlich abscheulich, und meine Thierquälerei, wie ich sie jetzt fühle, läßt mich Sorrent und Bex als Zeiten des „verhältnißmäßigen“ Paradieses ansehen) Gehe ich aber nach Naumburg, so thue ich es in der bestimmten Hoffnung, mit dem so lange entbehrten Freunde ein Wiedersehens-fest (vielleicht einen Wiedersehens-Monat, Thür an Thür, in Berlin zb., Monat Januar) zu feiern. — Dies sind schöne Träume eines Kranken, der jetzt leider auch Siebenachtel-Blinder ist und nicht mehr lesen kann, außer mit Schmerzen für ein Viertelstündchen.
In Liebe der Ihrige F N.
Verzeihung, geliebter Freund! Hier sind zwei Epigramme, die mir eben einfallen:
Auf meine ersten fünf Büchlein.
Ehmals meint’ ich, A und O
Meiner Weisheit stünd’ darin;
Jetzo denk’ ich nicht mehr so:
Nur das ew’ge Ah! und Oh!
Meiner Jugend find’ ich drin.
X X X
Auf mein letztes Buch.
Schwermüthig stolz, wenn du nach rückwärts schaust,
Leichtsinnig kühn, wenn du der Zukunft traust:
O Vogel, rechn’ ich dich den Adlern zu?
Bist du Athene’s Eule Uhu-hu?
X X X
(Von Herzen grüßend, dankend und — sich
entschuldigend.
F. N.