1879, Briefe 790–922
864. An Franz Overbeck in Basel (Postkarte)
<St. Moritz, 11. Juli 1879>
Lieben Freunde, ich bin hier soviel krank wie überall und habe schon 8 Tage zusammen zu Bett gelegen. Dies ist die Litanei, mir zum Ekel und Euch auch! Trotzdem — St. M<oritz> ist das Rechte, es ist meinen Empfindungen und Sinnesorganen (Augen!) sehr angepaßt und für Patienten zugerichtet. Die Luft fast noch besser als die von Sorrent, auch voller Gerüche, wie ich’s gern habe. Meiner Tageseintheilung, Lebens- und Nahrungsweise brauchte sich kein Weiser des Alterthums zu schämen: alles sehr einfach und doch ein System von 50 oft sehr delikaten Rücksichten. Ich bin erstaunlich diesmal mit der Inscenirung zufrieden, aber das Stück taugt nichts — ich selber. — Die Kreuzbandsendung an Hr. Pachnike ist verloren gegangen. — Herzl<ichen> Dank für das Geld: ich hatte glücklicherweise einen Paß bei mir. — Ich wünschte, Du dächtest Dir für den Herbst einen Ausflug nach St. M<oritz> aus, zusammen mit Deiner lieben Frau; ich kann mir nämlich nicht denken, daß Ihre neulich so bestimmt erklärte Abneigung gegen St. M<oritz> unbesiegbar ist. Ich will nicht zu viel versprechen, weil wie gesagt, ich zu persönlich den Ort gern habe: aber ich glaube, eines Versuches ist er werth. — Das Allerherzlichste und Wünschenswertheste! Und Dank!