1879, Briefe 790–922
884. An Franz Overbeck in Zürich (Postkarte)
<Naumburg, 22.September 1879>
Von Naumburg aus, lieber Freund, die ersten Worte. Es ist die Winterstation diesmal; wenn Du die Abrechnung der Gründe zwischen Vened<ig> u<nd> N<aumburg> so vor Dir hättest, wie ich sie habe, müßte Dein Urtheil dem meinigen gleich ausfallen; aber alles was in Betracht kommt ist kaum möglich mitzutheilen. Genug daß der Hauptgedanke meines Winterkur-Programm’s — möglichste Ruhe vor meinen beständigen inneren Arbeiten, Erholung von mir selber, die ich seit Jahren nicht gehabt — mir in Vened<ig> undurchführbar erscheinen mußte. — Die klimat<ischen> Bedingungen sind hier natürlich günstiger als die jener Lagunen- und Scirroccostadt, in welche aus dem Engadin hinabzusteigen doch ein gefährliches Experiment der schlimmsten Art gewesen wäre. — Wie gesagt, ich zweifle nicht, auch Deine Vernunft („meine zweite und bessere Vernunft“ wie ich sie oft nenne — Verzeihung!) würde meinen Entschluß gutheißen: Deine Correspondenz mit K<öselitz>, für die ich von Herzen Dir danke, gab den Ausschlag.
Herzliche Grüße Deinen Lieben.