1879, Briefe 790–922
872. An Franz Overbeck in Zürich (Postkarte)
<St. Moritz, 12. August 1879>
Lieber Freund, mein Zustand hat sich inzwischen verschlimmert. Wer weiß, wie es stünde, ohne dieses gute, beste Clima! Mitunter meine ich, der nächste Winter sei der letzte, und dann mache ich Pläne für Naumb<urg>, auch an Berlin habe ich gedacht, Dr Rée’s wegen, den ich gern noch einmal sehen möchte (es geht ihm auch schlechter, nach seiner Kur, er ist mit Mühe und langsam wieder in seine Heimat zurücktransportirt worden.) Es wäre also möglich, daß ich im Herbst über Zürich komme. Wollen wir aber ein wenig hoffen, so geht es südwärts. Ich habe mir längst gesagt, daß ich an Deinen Besuch nicht denken dürfe: ich überlegte mir einmal die unsinnigen Kosten und Post-reisebeschwerden, um in dies verflucht theure und ganz überfluthete Hochthal zu gelangen. Mitunter liegt freilich der Alp der Entsagung — der wirklich allseitigen Entsagung, die ich mir aufzwingen muß — ganz furchtbar auf mir, und dann denke ich Dich gern herbei. Und um ein ermuthigendes Wort, ein briefliches, bitte ich Dich wirklich, von Zeit zu Zeit! Ich wüßte es nicht zu entbehren. — (Ihering’s Buch ist keine Broschüre, sondern ein 1ster dicker Band) Allen Lieben Treuen Guten ringsum mich von Herzen empfehlend
Dein Freund
F N.
Ach die Augen!! Das erste Buch, das ich vornahm, ist französ<isch> (les Moralistes Romains, von Flotow) Pardon! von Martha.