1879, Briefe 790–922
871. An Elisabeth Nietzsche in St. Aubin (Postkarte)
<S. Moritz, 2. August 1879>
Sehr niedergeschlagen seit lange, es will nicht vorwärts, ich bin zuviel krank. (Mein Sorrenter und Rosenlaui-befinden fällt mir immer ein, wahrlich nichts Gutes! aber wie hat’s sich seitdem verschlimmert!) Auch an Gastein mußte ich wieder denken. Morgen will ich auf ein paar Tage S<t.> M<oritz> verlassen. Ende Septemb<er> mache ich mich auf, den Winterort auszukundschaften. Der Apotheker aus Mentone, den ich sprach, sagte mir: „Die ganze Riviera hat keinen Schatten!“ Da ist es nichts, denn die Augen halten’s nicht aus!! (selbst hier muß ich, wenn ich schlechtere Tage habe, bis 4 warten, ehe ich eine schattige Straße habe — tödtlich langweilig obendrein: überdies ist es so wünschenswerth, gerade an solchen Tagen im Freien zu sein) Ich habe an Meran Bozen vor allem Riva am Gardasee gedacht (von hier alles ziemlich nah) Riva hat von ½2 Uhr an Schatten. Am liebsten gienge ich nach N<ord>deutschl<and> aber viell<eicht> ist es Thorheit. (Unsrer M<utter> habe ich noch kein Wort davon gesagt.) Allerschönsten Dank für Alles Alles. Frau Leupold (jetzt auf Frohburg) hat zurück geschrieben. Pachnike hat sich verlobt.
Treulich Dein B<ruder>
(Hoffend für die Plantage) und Genua!
Von Dr. Rée noch kein Wort.
Police habe ich.