1879, Briefe 790–922
842. An Paul Rée in Stibbe (Postkarte)
<Genf, 15. April 1879>
Wenn es Ihnen nur gut geht, lieber lieber Freund! Mir geht es nicht gut, aber ich bin ein alter routinirter Leidtragender und werde meine Bürde weiter schleppen (aber nicht mehr lange — so hoffe ich!) Dafür sollen aber meine nächsten Freunde blühen, gedeihen, reif werden, goldne Früchte tragen: geschieht dies nicht, so wird mir das Leben schwer. Bitte, bitte, mein herzenslieber Freund, seien Sie gesund und siegreich! Und sagen Sie mir ein Wort davon, daß Sie Muth haben! Ich hörte so lange nichts von Ihnen (Eine kleine Sendung welche ich durch Hr. Schmeitzner an Sie besorgen ließ, war im Grunde nur die gleiche Anfrage: geht es Ihnen gut oder erträglich? Und können wir uns nicht zusammenfinden, unter irgend einem Laubdach und in milder Sonne? Für den Spätsommer habe ich an den Lago maggiore gedacht. Vielleicht daß ich die Universität verlassen muß, namentlich der Augen und des Kopfes wegen. Aber immer knüpfe ich im Geiste meine Zukunft mit der Ihrigen zusammen. Lieber, guter Freund, es grüßt Sie treulich
F. N.
Adresse: Basel.