1879, Briefe 790–922
837. An Franz Overbeck in Basel (Postkarte)
<Genf, 11. April 1879>
Lieber Freund, wir haben jetzt wieder einen Wunsch gemeinsam: dass Jemand das überreiche Philosophieren des Alterthums über Freundschaft zusammenfasse und wiedererwecke: es muss einen Klang wie von hundert verschiedenen Glocken geben. — An die Zürcher liebwerthe Gastfreundschaft hatte ich für Pfingsten gedacht (falls ich lebe). — Den Hamburger Brief hebe mir auf: er enthält das bestellte Loos, für das ich in Basel noch die Einzahlung gemacht habe. — Ein Brief des Hr. Fuchs wird den Poststempel „Danzig“, einer des Hr. Rée den „Tütz“ tragen. — Ceterum censeo Basileam esse derelinquendam. Ich habe Urtheile aller Stände aus den verschiedensten Gegenden der Schweiz: man stimmt überein, dass Basel eine schlechte drückende, zu Kopfleiden disponirende Luft habe. Ich habe dort nie, seit Jahren, einen ganz freien Kopf, wie ich ihn z. B. hier seit einigen Tagen habe. Sodann: ich vertrage Lesen und Schreiben nur bis zu 20 Minuten. Ergo: Academia derelinquenda est. Was sagst Du?
Von Herzen grüsst
Euer F. N.
Ich bleibe hier so lange ich irgend kann.