1861, Briefe 202–291
258. An Wilhelm Pinder in Naumburg
<Pforta, 21. August 1861>
Lieber Wilhelm!
Meinen innigsten Dank für deinen lieben, ausführlichen und interessanten Brief aus Tegernsee; führwahr, du hast eine wunderschöne Reise gemacht und werdet nun, indem ich dies schreibe, glücklich wieder heimgekehrt sein. Vielleicht hast du auch schon meinen Brief vom 3 August gelesen, vielleicht auch sind deine Stimmungen ähnliche, wie ich damals am Ende der Ferien hatte. Sei recht herzlich wieder willkommen, ich habe mich sehr nach dir gesehnt. —
Wie aber wirst du erschrocken sein, als du von den unendlichen Verlust gehört hast, den wir in diesen Tagen erlitten haben, daß unser lieber Prof. Buddensieg nach schmerzlichen Leiden gestorben ist. Du kannst mir nachfühlen, wie schmerzlich, wie tief mich das getroffen hat; denn du kanntest und liebtest ihn ja auch, den lieben, ausgezeichneten Mann. Ist es nicht möglich, daß Du, lieber Wilhelm mit Deinem lieben Vater und Gustav zum Begräbniß herauskämt? Es ist Donnerstag früh um 8 Uhr.
Ich habe nun meinen Tutor verloren und mich deshalb an Heinse empfehlen lassen. Der arme Mann ist auch so sehr betrübt, da er mit Pr. Buddensieg so befreundet war.
Mündlich will ich dir mehr über das Ende und die Krankheit des Hr. Prof., die man zuletzt als Typhus bezeichnete, erzählen. Lebe jetzt recht wohl, schreibe mir bald! Ich hoffe, wir sehen uns Donnerstag früh!
Dein Fritz
Grüße Gustav recht schön von mir!
S.N.M.A.!