1861, Briefe 202–291
204. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 14. Januar 1861>
Liebe Mamma.
Es that mir gestern doch sehr leid, daß wir uns nicht sahen, wenn ich auch der Tante Rosalie gratuliert und die Tanten besucht habe. Ich hatte so sicher und bestimmt darauf gerechnet, und mich darauf gefreut. Denn wir haben uns schon vorigen Sonntag nicht gesehen und euer Aufenthalt in Pforta war doch all zu kurz. Den dritten Februar, den Tag nach Deinen Geburtstag mach mich doch ja recht lange los und schick mir einen Brief heraus. Den Tag selbst kann ich doch nicht los kommen. — Ich habe der Tante meine Brille übergeben. Es muß etwas dran angelöthet werden. — Der Ausschlafetag fällt auf den Dienstag; vielleicht, daß Bartheis nachfragen läßt. — die Kiste mit Brief, Wäsche und Aepfel habe ich richtig empfangen; ich danke für alles vielemal. — Ich sende euch heute einen Brief an meine Freunde mit. Bitte, besorge ihn doch richtig, liebe Mamma! — Wie geht es euch denn? Schreibt mir doch ein mal recht ausführlich. Nächsten Sonntag wollen wir uns aber doch ja in Almrich treffen; der Weg in dem Schnee, besonders bei so schlechter Bahn zwischen Pforta und Almrich ist allzu ermüdend. Noch ein<e> Bitte: da jetzt zu einem Geschenk für Hr. Prof. Korsen, dessen Geburtstag nächstens ist, gesammelt wird dann aber auch für den Gustav Adolphverein gesammelt wird, so brauche ich jetzt nothwendig 5 Srg. besonders da ich den ganzen Thaler nicht anreißen mag. Du sendest mir dies vielleicht in der nächsten Kiste eingewickelt; es wäre mir ein großer Gefalle. Nun lebe recht wohl liebe Mamma, viele Grüße an Lisbeth!
Dein FWNietzsche.