1861, Briefe 202–291
206. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 26. Januar 1861>
Liebe Mamma!
Ich bin heute doch noch auf die Krankenstube gegangen, da ich drüben nichts anfangen und nichts arbeiten kann. So können wir uns also morgen nicht sehn; das thut mir sehr leid, da wir uns so lange nicht gesehen haben. Es ist hier auf der Krankenstube ziemlich voll, 8 noch außer mir; langweilig wird’s wohl auch werden. Vor allen hoffe ich ganz in Kurzen wieder herübergehen zu können, damit ich nicht all zu viel versäume. Es werden jetzt auch von mir wenig Lektionen versäumt, da heute Sonnabend, morgen Sonntag und Montag Ausschlafetag ist. Es freut mich sehr, daß es euch wohl geht. Schenk hat auch geschrieben, um für deinen Brief zu danken, als auch um den Tod seiner andern Schwester anzuzeigen. Der arme Junge! — Schreibt mir doch recht bald einmal und sendet mir Wäsche, besonders Hemden, vielleicht auch ein Handtuch. Nun lebe recht wohl! Viele Grüße an Lisbeth!
Dein FWNietzsche.